Jetzt ist auch das letzte urostbeveraner Lebensmittelgeschäft zu.
Nichts ahnend schlenderte ich in den letzten Tagen die Bahnhofstrasse entlang.
Am Lebensmittelgeschäft "Harro Keuper" stockte mir der Atem.
Dort war zu lesen:
"Nach über 200 Jahren müssen wir unser Geschäft schließen..."
Plattgedrückt von ALDI, PENNY und Co. ist nun auch der
wohl älteste Lebensmittelmarkt unseres Ortes in die ewigen Jagdgründe
aufgestiegen, oder besser er hat an Odins Tafel Platz genommen.
Ich glaube es war vor etwa 3 Jahren, da stand das Ladenlokal bereits zur Disposition.
Da war die Rede von einem Billardlokal. Der damalige Betreiber, Namensgeber
und Eigentümer konnte aus gesundheitlichen Gründen das Geschäfts
nicht mehr betreiben und wollte schließen. Eine seiner Töchter,
Gudrun, wollte aber mit der Tradition nicht brechen und hielt das Geschäft
bis zum 23.9.2000. Leider verlor sie den Kampf ums Überleben.
Für mich bleiben einige Erinnerungen unvergessen:
Ich glaube es war Silvester 1976 oder 1977 (es könnte auch 1978 gewesen
sein) . Das alte Ladenlokal sollte einem neuen, größeren und modernem
Gebäudekomplex Platz machen. Es stand also der Abbruch an. Irgendjemand
hat es nun geschafft Harro davon zu überzeugen, dass das leere Ladenlokal
der ideale Austragungsort für eine Silvesterparty sei. Kurz und gut,
jeder der auf dieser Party war, kann sich gut daran erinnern.
Dann war das neue Gebäude errichtet und Harro saß wieder in alt
bekannter Manier mit seinen roten Locken und Bäuchlein hinter der Kasse.
Nachdem dann wiederum einige Jahre ins Land gegangen waren, versuchte ein
potenzieller Kunde vor dem Geschäft einzuparken. Leider verwechselte
er Gas und Bremse und fand sich letztlich im Laden vor der Kasse wieder. Gott-sei-Dank
nahm außer einer großen Scheibe niemand einen Schaden. Aber der
Schock der Kassiererin sitzt heute noch tief.
Nach "Tante Emma" Burghoff am 1.4.2000, hat nun der letzte Lebensmittelmarkt
der alten Garde geschlossen. Uns bleiben aber noch die alt eingesessenen Metzgereien.
Diese haben den Vorteil, ihr Fleisch selbst produzieren zu können. Sie
schlachten noch selbst und kaufen meist bei den umliegenden Bauern. Ich hoffe
inständig, dass dies noch lange so bleibt. Die alten Bäckerein sind
eh schon seit Jahren in ihrer Urform von uns gegangen.
Hoffentlich bleiben uns wenigstens einige der alten Kneipen
erhalten, denn hier gibt auch schon deutliche Auflösungserscheinungen.
Es währe wirklich schade, wenn sich aus Ostbevern eine "Konservenstadt"
entwickeln würde.
Natürlich muss jeder Ort mit der Zeit gehen, aber... ?
Eure Lisbeth
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Stand: 2.Oktober 2000